Mogontia, metropolis Germaniae - Mainz um 1000

In den Annales Fuldenses, einer Quelle aus dem 9. Jahrhundert, heißt es, Mainz sei die Metropole Germaniens. [Anm. 1] Insofern es sich um einen Text handelt, der vermutlich im Auftrag des Mainzer Erzbischofs geschrieben wurde, kann man diese Aussage parteiisch nennen. Gleichwohl ist sie nicht falsch. Vielmehr träfe sie selbst dann noch zu, wenn man sie nicht nur, wie kontextuell korrekt, auf die herausragende Stellung der Mainzer Kirche beziehen, sondern anachronistisch ein modernes Begriffsverständnis zugrunde legen würde: Mainz war um 1000 nicht nur eine der größten Städte, sondern zugleich auch eines der wichtigsten Handelszentren im Reich, dessen politische und wirtschaftliche Bedeutung sich nicht zuletzt in seinen romanischen Großbauten widerspiegelt.

 

0.1.Romanischer Bauboom - Stadtentwicklung um 1000

Mainz im Mittelalter

Gemeinsam mit Köln war Mainz um 1000 die größte Stadt im Reich nördlich der Alpen. Seine ummauerte Fläche belief sich auf knapp 100 Hektar [Anm. 2], von denen einem zeitgenössischen Reisebericht zufolge allerdings "nur ein Teil bewohnt und der Rest besät" war.

Erzbischof Willigis (975-1011), sowohl als Metropolit der größten abendländischen Kirchenprovinz [vgl. oben] wie auch in seiner Eigenschaft als Ratgeber der ottonischen Herrscher einer der mächtigsten Männer im Reich [vgl. oben], initiierte ein umfangreiches Bauprogramm, das seiner herausragenden Stellung sichtbaren Ausdruck verliehen und Mainz zu „einer bis dahin nicht gekannten Pracht und Größe“ verholfen hat. [Anm. 3] Die besten Beispiele hierfür sind St. Stephan und der Dom. In beiden Fällen nutzte Willigis bislang unbebaute Flächen. St. Stephan ließ er auf einem noch von der Stadtmauer umschlossenen aber unbesiedelten und landwirtschaftlich – vermutlich für Weinbau [Anm. 4] – genutzten Hügel im Süden des Stadtgebiets bauen.

Nach oben

0.2.Die Einwohner der Stadt

Mainz hatte um das Jahr 1000 ca. 3.000-4.000 Einwohner. Dies kann nur ein grober Schätzwert sein, denn Bevölkerungszählungen gab es damals nicht. Wie war der rechtliche Status der Bewohner, wie waren die Wohn- und Lebensverhältnisse damals. Damit hat sich vor allem Ludwig Falck beschäftigt. [Anm. 5] Dazu kommen in nächster Zeit an dieser Stelle weitere Erläuterungen....

Nach oben

0.3.Der Handel – Mainz als pulsierendes Wirtschaftszentrum

Seine verkehrsgünstige Lage am Rhein als „der wirtschaftlichen, militärischen [und] geistigen Hauptschlagader […] Westeuropas“ [Anm. 6] sowie die Verbindungen, die sich angesichts der Stellung ergaben, die seine Erzbischöfe in Reich und Kirche einnahmen, waren die Grundlagen dafür, dass Mainz in ottonischer Zeit wirtschaftlich erblühte. Mehr und mehr entwickelte sich die Stadt zu einem pulsierenden Handelszentrum, dessen reiche Kaufleute Handelsbeziehungen bis nach Byzanz unterhielten. Entsprechend groß war, wie ein zeitgenössischer Reisender nicht ohne Erstaunen festgehalten hat, das Warenangebot auf dem Markt, das sogar aus Indien importierte Gewürze wie Pfeffer oder Ingwer umfasste. [Anm. 7] Weitere Informationen folgen demnächst....

Nach oben

Nachweise

Quellen und Literatur:

  • Annales Fuldenses
    Annales Fuldenses = Annales Fuldenses sive Annales regni Francorum orientalis. Hg. v. Friedrich Kurze. Hannover 1891 (= MGH SS rer. Germ. 7).
  • Ibrahim Ibn Ya'qub, Reisebericht
    Arabische Berichte von Gesandten an germanische Fürstenhöfe aus dem 9. und 10. Jahrhundert. Ins Deutsche übertragen und mit Fußnoten versehen von Georg Jacob. Berlin/Leipzig 1927 (= Quellen zur deutschen Volkskunde 1). Online verfügbar.

 

  • Gerlich, Stift St. Stephan
    Alois Gerlich: Das Stift St. Stephan zu Mainz. Beiträge zur Verfassungs-, Wirtschafts- und Territorialgeschichte des Erzbistums Mainz. Mainz 1954 (= Jahrbuch für das Bistum Mainz, Ergänzungsbände 4).
  • Hirschmann, Stadtplanung im 10. u. 11. Jahrhundert                                             Frank G. Hirschmann: Stadtplanung, Bauprojekte und Großbaustellen im 10. und 11. Jahrhundert. Vergleichende Studien zu den Kathedralstädten westlich des Rheins. Stuttgart 1998 (= Monographien zur Geschichte des Mittelalters 43).           
  • König/Rettinger, Institut für Geschichtliche Landeskunde
    Christian König, Elmar Rettinger: Institut für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. 1960-2010. Mainz 2010.
  • Staab, Mainz bis zum Tod Erzbischof Willigis‘
    Franz Staab: Mainz vom 5. Jahrhundert bis zum Tod des Erzbischofs Willigis (407-1011). In: Mainz. Die Geschichte der Stadt. Hg. v. Franz Dumont, Ferdinand Scherf u. Friedrich Schütz. 2. Aufl. Mainz 1999, S. 71-107, hier bes. S. 94-103.

 

Verfasser: Christian König

Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Elmar Rettinger

Erstellt: 4.10.2012

Zuletzt geändert: 18.10.2012

Anmerkungen:

  1. Annales Fuldenses a. 852, S. 42.  Zurück
  2. Hirschmann, Stadtplanung im 10. u. 11. Jahrhundert, S. 287. 100 Hektar entsprechen in etwa einer Fläche von 140 Fußballfeldern nach gültiger FIFA-Norm (= 120 x 68 m). Zurück
  3. Staab, Mainz bis zum Tod Erzbischof Willigis‘, S. 103.  Zurück
  4. Gerlich, Stift St. Stephan, S. 9.  Zurück
  5. Falck, Mainz im frühen und hohen Mittelalter. Zurück
  6. Ludwig Petry Antrag auf "Errichtung eines Instituts für Geschichtliche Landeskunde von Rheinland-Pfalz in Mainz" vom 16.06.1958, abgedruckt in König/Rettinger, Institut für Geschichtliche Landeskunde, S. 25-29, hier S. 25. Zurück
  7. Ibrahim Ibn Ya'qub, Reisebericht, S. 36.  Zurück
 
Hinweis: Diese Webseite wird vom IGL auch Jahre nach Abschluss des Projekts weiterhin zur Verfügung gestellt. Die unten angezeigten Inhalte sind aber veraltet und spiegeln möglicherweise nicht den aktuellen Forschungsstand wider. (Klicken Sie auf diese Meldung, um sie auszublenden.)