Erzbischof und Reich um 1000
Erzbischöfe und Bischöfe waren um 1000 fest in die Regierung des Reiches eingebunden. Von ihren Bischofsstädten als lokalen Verwaltungszentren aus trieben sie die infrastrukturelle Erschließung und wirtschaftliche Entwicklung des Landes voran, mit ihren Kontingenten stellen sie einen Großteil des königlichen Heeresaufgebots. Materielle Grundlage, um diese und andere Aufgaben erfüllen zu können, waren Besitzungen und Herrschaftsrechte, mit denen sie von den ottonischen Herrschern ausgestattet worden waren. Im Rahmen dieser früher gemeinhin und heute nur noch mit gewissen Abstrichen als ottonisch-salisches Reichskirchensystem bezeichneten Konstellation war es für den König bzw. Kaiser von substantiellem Interesse, dass Bischofssitze ausschließlich mit Männern besetzt wurden, auf deren Loyalität er sich verlassen konnte. Diese fanden sich vor allem unter den Angehörigen der kaiserlichen Kanzlei. Einer von ihnen war Willigis, ein enger Vertrauter Kaiser Ottos II., der schon Otto I. als Kanzler gedient hatte. In seiner Erhebung zum Erzbischof von Mainz spiegelt sich die herausragende Bedeutung, die Stadt und Erzbistum in Reich und Kirche im ausgehenden 10. Jahrhundert zukam: Mainz war eine der beiden größten und reichsten Städte des nordalpinen Reiches, ein wichtiges Handelszentrum und nicht zuletzt Metropolitansitz der größten abendländischen Kirchenprovinz. Willigis erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen vor allem in kritischen Phasen der ottonischen Herrschaft, zunächst während der Minderjährigkeit Ottos III. (983-994) sowie nach dessen Tod 1002 als Königsmacher Heinrichs II.
Nachweise
Quellen und Literatur:
- MUB 1
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Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. 1. Band: Die Urkunden Konrads I., Heinrichs I. und Ottos I. Hg. v. Theodor Sickel. Hannover 1879-1884. - MGH DD O II
Die Urkunden der deutschen Könige und Kaiser. 2. Band: Die Urkunden Ottos II. und Ottos III. 1. Teil: Die Urkunden Ottos II. Hg. v. der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Hannover 1888. - Papsturkunden 896-996
Papsturkunden 896-1046. 1. Teil: 896-996. Bearb. v. Harald Zimmermann. 2. Aufl. Wien 1988. - Thiel, Urkundenbuch von St. Peter und Alexander I
Urkundenbuch des Stifts St. Peter und Alexander zu Aschaffenburg. 1. Teil: 861-1325. Bearb. v. Matthias Thiel. Aschaffenburg 1986 (= Veröffentlichungen des Geschichts- und Kunstvereins Aschaffenburg e. V. 26) - Thietmar von Merseburg, Chronik, lat. Text
Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung. Hg. v. Robert Holtzmann. Berlin 1935 (= MGH SS rer. Germ. N. S. Bd. 9).
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Althoff, Otto III.
Althoff, Ottonen
Gerd Althoff: Otto III. Darmstadt 1996.Gerd Althoff: Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat. 2., erw. Aufl. Stuttgart 2005.
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Grimm, Das Mainzer Rad
Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen. Zwei Bände in einem Band. München [1965], S. 448-449, Nr. 474. Das Rad im Mainzer Wappen. (Online verfügbar) -
Gerlich, Willigis
Alois Gerlich: Art. Willigis. In: Lexikon des Mittelalters. 9. Band: Werla bis Zypresse. Stuttgart 1998, Sp. 214f.Goez, Willigis‘ Leben und Werk
Werner Goez: Leben und Werk des heiligen Willigis. In: 1000 Jahre St. Stephan in Mainz. Festschrift. Hg. v. Helmut Hinkel. Mainz 1990 (= Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 63), S. 15-32. Ernst-Dieter Hehl: Die Mainzer Kirche in ottonisch-salischer Zeit. In: Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte. 1. Band: Christliche Antike und Mittelalter. 1. Teil. Hg. v. Friedhelm Jürgensmeier. Würzburg 2000 (= Beiträge zur Mainzer Kirchengeschichte 6,1,1), S. 195-289, hier § 8: Erzbischof Willigis (975-1011) – Höhepunkt und Selbstbehauptung, S. 223-256.
- Landeswappen Rheinland-Pfalz. Blätter zum Land 1/1999. (Online verfügbar)
Verfasser: Christian König M.A.
Redaktionelle Bearbeitung: Dr. Elmar Rettinger
Erstellt: 4.10.2012
Zuletzt geändert: 20.04.2013